Was fressen Rennmäuse?
Die Heimat unserer Rennmäuse liegt in der Mongolei und reicht teilweise bis nach China. Dort ernähren sie sich von Grünpflanzen, Gräsern und auch landwirtschaftlichen Pflanzen. Zum Winter hin passt sich die Ernährung den Bedingungen an und sie ernähren sich vor allem von Getreide, Saaten und Wurzeln. Dafür legen sie Bunker an, aus denen sie sich dann im Winter ernähren können[1].
Unsere Rennmäuse haben sich im Laufe der Haltung in Gefangenschaft sicherlich auch in ihrer Verdauung von ihren wilden Artgenossen entfernt. Dennoch sollten wir uns an ihrer ursprünglichen Ernährung orientieren, um sie ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen.
Hier werde ich nun meine vier Grundbausteine der Rennmausernährung vorstellen, welche auf dem Futterkonzept von Ralf Sistermann basieren. Wer genauere Details zur Ernährung möchte, der kann auch genau in diesem Konzept nachlesen. Wer einfach nur wissen möchte, was er füttern sollte, ist hier genau richtig. Am Ende der Seite findet Ihr auch wieder eine kurze Zusammenfassung.
[1]: Hurtado-Parrado, Camilo, et al. "Catalogue of the behaviour of Meriones unguiculatus f. dom.(Mongolian gerbil) and wild conspecies, in captivity and under natural conditions, based on a systematic literature review." Journal of Ethology 33.2 (2015): 65-86.
Brauchen Rennmäuse Wasser?
Die kurze Antwortet auf diese Frage lautet, ja. Wie jedes andere Lebewesen benötigen auch Rennmäuse Wasser. Aufgrund ihrer Herkunft können Rennmäuse allerdings einen Großteil ihres Wasserbedarf durch ihre Nahrung decken und auch eine gewisse Zeit ohne Wasser auskommen. Allerdings führt Wasserentzug zu ernsten Auswirkung auf den gesamten Körper[1]. Deshalb sollte Wasser zu jeder Zeit frei zur Verfügung stehen. Dafür sind sowohl Napf als auch Tränke möglich. Wenn Ihr Euch noch unsicher seid, was davon das richtige für Euch ist, findet Ihr hier mehr Infos dazu.
Für das Trinkwasser ist normales Leitungswasser ausreichend. Von Zusätzen, die im Zoofachhandel erhältlich sind, ist abzusehen. Diese sollten nur bei Bedarf in Absprache mit einem Tierarzt verabreicht werden.
[1]: Thiessen, Del. "Effects of water deprivation on the Mongolian gerbil, Meriones unguiculatus: Absence of Harderian gland involvement." Physiological Psychology 8.3 (1980): 379-382.
Sämereien als Hauptfutter
Mit dem Sämereien bildet Ihr eine Basis für die Ernährung. Vom Hauptfutter gibt es jeden Tag oder jeden zweiten Tag dasselbe und dieselbe Menge. Füttert Ihr täglich sollten es 5 - 8 g sein, was in etwa 1 - 2 TL entspricht. Wenn Ihr nur jeden zweiten Tag füttert, dann gilt natürlich die doppelte Menge. Es ist zu empfehlen, die Futtermischung regelmäßig etwas zu ändern bzw. zu wechseln, um einer eventuellen Mangelernährung vorzubeugen[1].
Außerdem kann das Futter dem Alter und Gewicht der Rennmäuse angepasst werden. Das klassische Verhältnis im Futter ist 70 % mehlige Saaten und 30 % ölige Saaten[2]. Benötigt eine Rennmaus mehr Energie, ist also z. B. untergewichtig, sehr jung oder sehr alt, dann kann der Anteil an öligen Saaten erhöht werden. Bei Übergewicht kann weniger ölige Saat verwendet werden.
Sowohl für das klassische Verhältnis, als auch für die Anpassungen empfehle ich fertige Futtermischungen, z. B. vom Rennmausladen oder der Futterkrämerei. Vom Selbermischen rate ich vor allem Anfängern ab. Je nach Mischung enthalten sie nur die Saaten oder bereits Kräuter und tierisches Eiweiß.
Generell sollte auf eine ausgewogene Saatenmischung im richtigen Verhältnis geachtet werden. Außerdem sollten keine Kalorienbomben oder Obstbestandteile enthalten sein, da diese nicht zur täglichen Ernährung gehören sollten. Auch Agrarabfälle (z. B. pflanzliche Nebenerzeugnisse) sollten nicht enthalten sein. Bisher ist mir keine Mischung aus Zoohandlungen bekannt, die diese Bedingungen erfüllt.
Da die Futtermischungen ein Naturprodukt sind, bergen sie ein gewisses Risiko Parasiten zu enthalten. Vollständig verhindern lässt sich dieses Risiko nie, aber durch das Einfrieren des Futters lässt es sich verringern. Durch das Einfrieren sterben die meisten geschlüpften Parasiten ab[3]. Eier überdauern in der Regel aber auch das Einfrieren.
[1]: https://www.rennmausladen.de/das-rennmausfutter/ernährungsbausteine/
[2]: https://www.rennmausladen.de/das-rennmausfutter/körnerfuttermischungen/
[3]: Nordenfors, Helena, Johan Höglund, and Arvid Uggla. "Effects of temperature and humidity on oviposition, molting, and longevity of Dermanyssus gallinae (Acari: Dermanyssidae)." Journal of medical entomology 36.1 (1999): 68-72.
Welches Frischfutter für Rennmäuse?
Frischfutter bringt die meiste Abwechslung in die Ernährung unserer Rennmäuse. Diese ist nicht nur für die Beschäftigung wichtig, sondern vor allem auch für eine ausgewogene Ernährung, da so viele Vitamine und Mineralien abgedeckt werden. Ohne Frischfutter ist es keine artgerechte Ernährung. Frischfutter sollte täglich frisch angeboten werden. Oft benötigt es einige Zeit, bis die Rennmäuse erkennen, dass es sich um etwas Fressbares handelt. Aber das Warten und Ausprobieren mit verschiedenem Frischfutter lohnt sich. Auch Kleinschneiden hilft manchmal. Angeboten werden darf so viel, wie gefressen wird, aber es muss langsam angefüttert werden, wenn die Mäuse nicht daran gewöhnt sind. Am Anfang also lieber zu wenig als zu viel geben.
Obst für Rennmäuse ist umstritten. Viele verzichten vollkommen darauf, andere füttern es in begrenzten Mengen. Es besteht die Annahme, dass Rennmäuse wie die meisten Zwerghamster und Degus Diabetes durch zuckerhaltige Ernährung entwickeln können. Allerdings konnte ich dazu bisher keine Studien finden. Ich empfehle kleine Mengen mit einem niedrigen glykämischen Index zu füttern.
Für möglichst naturnahes und abwechslungsreiches Frischfutter empfiehlt es sich, selbst zu sammeln und gut zu waschen. Dabei solltet ihr jede Pflanze noch einmal bestimmen und auf mögliche giftige Doppelgänger prüfen! Zur Bestimmungen kann man bei Pflanzenbestimmung - fressbare Pflanzen für Kleintiere 'Das Original' vorbei schauen, wo man auch Infos zur Fressbarkeit bekommt, oder auf der Kaninchenwiese. Apps sind nicht empfehlenswert, da es oft zu Fehlbestimmungen kommt. Die wohl ausführlichste Frischfutterliste könnt ihr bei Jana finden. Tipps, wenn Eure Rennmäuse kein Frischfutter wollen, findet Ihr hier.
Ist akut kein Frischfutter verfügbar, kann man zur Überbrückung auch getrocknete Kräuter anbieten, welche man kaufen oder selbst trocknen kann. Gerade im Winter kann man auf diese gut zurück greifen.
Tierisches Eiweiß - Rennmäuse sind keine Vegetarier!
Auch tierische Eiweiße gehören auf den Speiseplan unserer Rennmäuse und das in Form von Insekten, wie Mehlwürmer, Heimchen oder Soldatenfliegenlarven und einige andere. In der Natur sind es lebende Insekten und das ist auch in Gefangenschaft möglich und zu bevorzugen. Lebende Insekten können zum einen im Fachhandel gekauft werden, aber auch einfach selbst gehalten werden. Dafür bieten sich Mehlwürmer an, die in der Haltung recht einfach sind und sich unter den richtigen Umständen sehr gut vermehren. Durch eine gesunde Ernährung der Mehlwürmer, ist der Mehlwurm auch als Futter gesünder und enthält mehr Nährstoffe.
Ist das Füttern von lebenden Insekten nicht möglich, dann kann man auch auf getrocknete Insekten zurückgreifen. Diese bieten ebenfalls ausrechend Eiweiß.
Pro 1 kg Hauptfutter sollten es 40 - 50 g getrocknete Insekten sein [1].
Fleisch, Joghurt und Käse stellen keine artgerechte Alternative für tierisches Eiweiß dar! Sollten aber Insekten einfach nicht angenommen werden, kann das Füttern von lactosefreiem Naturjoghurt oder lactosefreiem Mozzarella ausprobiert werden. Insekten sollten aber weiterhin angeboten werden.
[1]: https://www.futterkraemerei.com/Futtermischungen/Rennmaeuse/Rennmaus-Menue-Original--393.html
Rennmäuse verwöhnen - Snacks
Auch wenn Snacks nur einen kleinen Teil der Ernährung ausmachen, gehören sie trotzdem dazu und sind wichtig. Auch sie können Nährstoffe enthalten, die wichtig sind und sie geben uns die Möglichkeit etwas mehr Einfluss auf das Gewicht unserer Rennmäuse zu nehmen. So kann man der dünnen Rennmaus ein paar Snacks mehr zustecken, als der etwas dickeren. Man sollte es aber mit Snacks wie Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne und ähnlichem nicht übertreiben, da sie durchaus dick machen können.
Auch Erlebnisfutter zähle ich hier unter die Snacks. Meistens sind die Sämereien des Erlebnisfutters schon im Hauptfutter enthalten, aber Erlebnisfutter bietet die Möglichkeit für ein natürliches Sammelverhalten und sorgen für etwas mehr Beschäftigung. Hier sollte das Angebot ein bisschen vom Gewicht der Rennmäuse abhängig gemacht werden.
Zusammenfassung
Was heißt das jetzt für uns als Halter? Wie immer habe ich hier nochmal eine kleine Zusammenfassung:
- Täglich frisches Wasser
- Täglich 1 - 2 TL Hauptfutter
- Täglich Frischfutter oder zumindest getrocknete Kräuter, Blätter, Gemüse (die Menge in Hauptfuttermischungen ist nicht ausreichend)
- Regelmäßig tierisches Eiweiß (1 - 2 mal die Woche oder ins Hauptfutter gemischt)
- Regelmäßig Snacks und Erlebnisfutter nach eigenem Ermessen
Ich hoffe, mit diesen Infos bekommen Eure Rennmäuse eine ausgewogene und zufriedenstellende Ernährung, die sie lange und glücklich leben lassen wird! Bei weiteren Fragen, kontaktiert mich gerne.
