Eine Rennmaus ist verletzt oder Krank
Was tut man, wenn eine Rennmaus verletzt oder krank ist? Gerade am Wochenende, wo der Tierarzt nicht einfach erreichbar ist und man nicht einfach nachfragen kann, ob man vorbei kommen soll, passiert es. Plötzlich ist Blut im Gehege oder eine Rennmaus hängt apathisch in der Ecke. Aber wann sollte man dann zum Tierarzt und was kann man selbst tun?
Als aller erstes: Der Tierarzt hat immer Vorrang! Wenn es die Möglichkeit gibt, einen Tierarzt aufzusuchen, oder man sich unsicher ist, ob sich wirklich nur um einen Kratzer handelt oder nicht, fahrt Ihr zum Tierarzt. Das geht auch am Wochenende und auch nachts. Irgendwo gibt es immer einen Tierarzt oder eine Tierklinik, die Notdienst hat. Auch wenn man dort dann nur Schmerzmittel bekommt, erleichtert das dem Mäuschen die Zeit bis zum vernünftigen Tierarztbesuch enorm. Rennmäuse haben einen schnellen Stoffwechsel und man muss im Notfall schnell handeln. Abwarten ist keine Option.
Diese Seite dient lediglich zur Unterstützung, um die Zeit bis zum Tierarzt und teilweise danach zu überbrücken. Nur in seltenen Fällen ist wirklich kein Tierarztbesuch nötig.
Bitte immer die GANZE Gruppe in einer Box mit zum Tierarzt nehmen!
Auf dieser Seite werdet Ihr keine Quellen finden. Das liegt daran, dass diese Infos alle aus den Erfahrungen verschiedener Halter zusammen gesammelt sind.
Kleine, oberflächliche Verletzungen
Hiermit sind kleine Kratzer oder kleine, vereinzelte Bisse gemeint. Diese können einmal durch Streit, aber z. B. auch einfach durch Gegenstände im Gehege oder andere kleine Unfälle zustande kommen. In solchen Fällen braucht man in der Regel nicht zum Tierarzt zu gehen.
Solche kleinen Verletzungen kann man selbst desinfizieren. Dafür sollte man alkoholfreies Desinfektionsmittel nehmen, das am besten nicht brennt. Octenisept ist so ein Desinfektionsmittel, das man in der Apotheke bekommt und dieses sollte man immer zuhause haben. Verletzung am Auge oder in der Nähe anderer Schleimhäute, sollten aber NICHT desinfiziert werden.
Abgesehen vom Desinfizieren, sollte man das Sandbad aus dem Gehege nehmen, bis die Wunde ordentlich zu ist (in der Regel nur für ein paar Tage). Sand kann sich in die Wunde setzen, was zu Entzündungen führt.
Gerda mit Schramme an der Nase, die problemlos verheilt ist.
Ihr solltet die kleine Verletzung dann täglich kontrollieren. Solltet Ihr sehen, dass sie entzündet wirkt, oder dass sie Schmerzen zu verursachen scheint, dann geht zum Tierarzt. Wenn Ihr Euch nicht sicher seit, dann geht auch zum Tierarzt. Lieber einmal zu früh, als zu spät.
Stammen die Verletzungen von einem Streit, könnt Ihr hier noch vorbeischauen.
Große, tiefe Verletzungen
Hier gilt: schnellstmöglich zum Tierarzt. Die Gabe von Schmerzmittel ist unverzichtbar und eventuell ist sogar Antibiotikum oder eine Infusion nötig. Das wird der Tierarzt aber Vorort entscheiden.
Wenn es eine Weile dauert, bis Ihr zum Tierarzt könnt und Ihr Schmerzmittel da habt, könnt Ihr dieses schon geben. Bitte achtet aber auf die richtige Dosierung und verabreicht nie leichtfertig Medikamente. Wenn Ihr Euch unsicher seid, dann lasst es lieber. Die Wunden können auch schon desinfiziert werden, wie hier beschrieben. Bis zum Tierarzt kann dann das Paar/die Gruppe in eine Transportbox auf Safebed oder Klopapier. Einstreu sollte jetzt nicht mehr benutzt werden. Dieses staubt zu sehr und kann so Entzündungen fördern.
Nach dem Tierarztbesuch sollte Eure verletzte Rennmause mit ihrem Partner/ihrer Gruppe auf Safebad oder Klopapier sitzen, bis die Verletzung verheilt ist. Während dieser Zeit darf auch kein Sandbad angeboten werden.
Der Zustand der Verletzung sollte täglich kontrolliert werden. Bei einer Entzündung wäre es angebracht, noch einmal den Tierarzt aufzusuchen, um spätestens jetzt Antibiotikum geben zu können, bzw. dieses noch einmal zu wechseln, wenn das erste nicht angeschlagen ist.
Stammen die Verletzungen von einem Streit, könnt Ihr hier noch vorbeischauen. Je nachdem sollten die Mäuse auch nicht zusammen mit zum Tierarzt genommen werden, sondern getrennt.
Brüche bei Rennmäusen
Plötzlich steht ein Beinchen in eine seltsame Richtung ab, oder wird einfach gar nicht mehr belastet? Beides kann für ein gebrochenes Bein sprechen. Da ist der Schreck erstmal riesengroß. Wie soll man sowas denn behandeln können, bei so einem kleinen Tier? Beruhigt Euch erstmal. Sowas ist äußerst schmerzhaft und sollte auf keinen Fall wieder passieren, aber es ist in der Regel kein Todesurteil für eine ansonsten gesunde Maus. Gebrochene Beine verheilen oft von alleine, oder müssen im Zweifel amputiert werden. In jedem Fall ist aber ein Tierarztbesuch ein Muss! Dieser sollte innerhalb von 24 Stunden erfolgen. In dieser Zeit kann der Bruch noch einfach gerichtet werden. Umso länger Ihr wartet, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Richten nicht mehr möglich ist. Bis dahin könnt Ihr das betroffene Mäuschen kleinsetzen, damit es ruhig bleibt und das Bein schont. Sollte Kleinsetzen dazu führen, dass es nur aktiver wird, dann kann auch größer richtig sein. Das müsst Ihr von eurem Mäuschen abhängig machen. Sein Partner sollte dabei immer bei ihm bleiben, auch beim Tierarztbesuch.
Wenn es eine Weile dauert, bis Ihr zum Tierarzt könnt und Ihr Schmerzmittel da habt, könnt Ihr dieses schon einmal geben. Bitte achtet aber auf die richtige Dosierung und verabreicht nie leichtfertig Medikamente.
Einmal beim Tierarzt angekommen, wird Euch dieser sagen, wie Ihr jetzt am besten vorgeht.
Sora (saphir/grau), gebrochenes Hinterbein (rechts). Innerhalb von ein paar Wochen ist das Bein ohne große Folgeschäden verheilt.
Röntgenbild eines gebrochenen, linken Hinterbeins. Die betroffene Rennmaus musste aufgrund einer Entzündung des Bruchs erlöst werden.
Erkältungen bei Rennmäusen
Gemeint ist nicht ein vereinzeltes Niesen, weil Eure Maus Staub in die Nase bekommen hat, sondern regelmäßiges Niesen, Atemgeräusche, Flankenatmung oder eine laufende Nase. Alles, was auf eine Erkältung hinweist, ist ernst zu nehmen und erfordert einen Arztbesuch, egal wie klein die Anzeichen noch sind. Infekte der Atemwege breiten sich wahnsinnig schnell aus bei unseren Rennern und werden dann schnell lebensbedrohlich. Deshalb auch hier: lieber einmal zu früh zum Tierarzt als zu spät.
Achtet hier noch einmal besonders darauf, dass in der Transportbox keine Zugluft herrscht und diese ausreichend warm ist. Dazu könnt Ihr ein Körnerkissen nutzen, dass Ihr von außen unter oder neben die Box legen könnt.
In den meisten Fällen wird eine Gabe von Antibiotikum nötig sein. Unterstützend zur Behandlung, könnt Ihr Wärme anbieten, z. B. ein Körnerkissen in einer Metalldose (es darf nicht angenagt werden können), ein Snuggle-Safe oder warmes Wasser in Einmachgläsern oder anderen Gefäßen. Irgendwas werdet Ihr finden. Achtet darauf, dass Eure Rennmaus der Wärme ausweichen kann, wenn es zu warm wird. Außerdem kann eine IR-Lampe genutzt werden, damit der Schleim besser abfließt. Achtet dabei aber bitte auf die korrekte Nutzung (s. Bedienungsanleitung). Außerdem könnt Ihr Kräuter wie Spitzwegerich oder Kamille anbieten, um das Immunsystem zu unterstützen. Kamille kann auch als lauwarmer oder kalter Tee zusätzlich zum normalen Trinkwasser angeboten werden.
All das dient ausschließlich zur Unterstützung und dient nicht als Tierarztersazt!
Apathisches Verhalten - Rennmaus sitzt aufgeplustert und teilnahmslos in einer Ecke
Berta, aufgeplustert und apathisch vor Schmerz, Grund waren Eierstockzysten. Wenige Tage nach dieser Aufnahme ist sie verstorben.
Im Gegensatz zu den anderen Dingen hier, ist dieses Verhalten eher unauffällig. Trotz dieser Unauffälligkeit, ist es ein gefährlicher Zustand, wenn nicht sogar der gefährlichste hier aufgeführte. Rennmäuse verstecken ihre Erkrankungen meistens bis kurz vorm Ende sehr gut. Das bedeutet, dieses Verhalten ist eventuell der letzte Hilferuf Eures Mäuschen. Das Unwohlsein und die Schmerzen sind schon so groß, dass ein normales Leben nicht mehr möglich ist.
In diesem Fall macht Euch unbedingt sofort auf den Weg zum Tierarzt. Wenn Eurer Maus jetzt noch jemand helfen kann, ist es dieser. Bis zum nächsten Morgen warten, ist hier keine Option! Ihr könnt ihm noch kurz etwas Wasser und Brei anbieten, um zu sehen, ob es frisst. Schmerzmittel könnt Ihr ihm auch geben, aber achtet wie vorher beschrieben auf die richtige Dosierung! Kontrolliert noch die Temperatur des Mäuschens mit der Hand. Ist es kühl oder sogar kalt, dann schnappt Euch noch ein warmes (38 - 40 °C) Körnerkissen, das Ihr für die Fahrt unter die Box legen könnt, packt das Mäuschen mit Partner in die Box und los geht’s.
Ich hoffe, Ihr seid gerade nicht in dieser Situation und wenn doch, wünsche ich Euch nichts mehr, als dass Euer Mäuschen sich noch einmal aufraffen kann!
Bilbo, Flankenatmung, aufgeplustert und apathisches Verhalten vor Schmerzen durch einen Duftdrüsentumor. Wenige Tage nach dieser Aufnahme durfte er mit
4 Jahren erlöst werden.
Anna-Lena