Materialien
Im Rennmausstall könnt Ihr verschiedene Materialien verwenden. Immer wieder hört man aber auch, dass gewisse Sachen ungeeignet oder gefährlich für Rennmäuse sind. Hier trage ich einmal zusammen, was meiner Meinung und Erfahrung nach geeignet oder ungeeignet ist und gebe noch ein paar Tipps dazu.
Erstmal eine kleine Übersicht für Euch, über die Ihr direkt zu den Themen springen könnt, die Ihr Euch angucken wollt.
Einstreu
Die Einstreu ist wohl der wichtigste und größte Bestandteil des Rennmausheims. Einen Großteil ihres Lebens werden unsere Renner auf und vor allem im Einstreu verbringen. Dementsprechend sollte die Einstreu auch den Ansprüchen der Rennmäuse entsprechen.
Rennmäuse haben einen empfindlichen Atmungsapparat[1]. Deshalb sollte das Einstreu nicht zu staubig sein. Es sollte fein genug sein, dass darin ordentlich gebuddelt werden kann, aber gleichzeitig sollte es grob genug sein, dass die gebuddelten Gänge auch ordentlich halten.
Das Mischen von verschiedenen Einstreusorten ist dabei von Vorteil. Die Sorten ergänzen sich in ihren Eigenschaften, sodass die Gänge gut halten. Außerdem bringen verschiedene Arten von Einstreu mehr Abwechslung ins Gehege und Ihr könnt teilweise auch Euren Geldbeutel dadurch schonen. Sehr beliebt ist die Mischung einer beliebigen Einstreu mit Heu und Stroh, wodurch die Gänge sehr gut halten.
[1]:Kling, Melissa A. "A review of respiratory system anatomy, physiology, and disease in the mouse, rat, hamster, and gerbil." Veterinary Clinics: Exotic Animal Practice 14.2 (2011): 287-337.
Nistmaterial
Hanfeinstreu
Weichholzspäne
Boxenstreu
Papierwolle/Safebed
Weichholzspäne sind eine günstige Einstreu und in jedem Tierbedarfsladen zu finden. Daher werden sie oft verwendet. Je nach Marke kann diese Einstreu aber sehr staubig sein und ist so vor allem für Allergikermäuse und -halter nicht geeignet.
Hanfeinstreu ist ein staubarmes Einstreu, dass allerdings auch etwas teurer ist und die Gänge halten schlechter. Es kann vor allem bei empfindlichen Rennern gut mit in die Einstreu gemischt werden. Es ist in fast jeder Tierbedarfsabteilung zu finden.
Boxenstreu besteht ebenfalls aus Weichholzspänen, ist allerdings viel gröber. Dadurch halten die Gänge besser und es ist nahezu staubfrei. Preislich ist es recht günstig, jedoch ist es meist nicht im Tierbedarfsladen zu finden und muss bestellt werden.
Papierwolle ist eine sehr allergikerfreundliche Alternative, da es wenig staubt. Es ist auch für die Quarantäne nach Verletzungen oder OPs gut geeignet. Nachteil ist, dass es nicht gut zum Buddeln geeignet ist und Gänge nicht gut halten.
Heu
Heu hat verschiedene Funktionen. Es dient zum Nagen, Nestbauen, aber auch zum Stabilisieren der Einstreu für die Gänge. Man findet Heu in jedem Tierbedarfsladen und sollte darauf achten, dass es nicht zu staubig ist und frisch riecht.
Stroh
Auch Stroh erfüllt ist wie Heu verschiedene Funktionen wie Nagen, Nestbau und Stabiliseren der Einstreu. Man findet es in jedem Tierbedarfsladen.
Auch Stroh sollte nicht muffig riechen.
WICHTIG!
Beim Kauf solltet ihr vor allem darauf achten, dass die Einstreu nicht zu sehr staubt[1]. Die Eigenschaften der Einstreu sind teilweise aber auch stark vom Hersteller abhängig. Hier sind nur Beispiele für gute Einstreu und ihre Vor- und Nachteile abgebildet.
[1]:Kling, Melissa A. "A review of respiratory system anatomy, physiology, and disease in the mouse, rat, hamster, and gerbil." Veterinary Clinics: Exotic Animal Practice 14.2 (2011): 287-337.
Nistmaterial
Nistmaterial wird von unseren Rennmäusen dazu genutzt, das Nest auszukleiden. Im Nest wird geschlafen und Sozialinterkationen finden dort statt und deshalb soll es dort schön warm und weich sein[1]. Manche Rennmäuse polstern mehr aus, manche weniger. Manche führen auch regelmäßig einen Frühjahrsputz durch. Dabei wird das ganze Material rausgeschleppt und neues wieder rein.
Generell gilt, dass immer frisches Nistmaterial zur Verfügung stehen sollte, damit Nestbau betrieben werden kann. Die Menge und Art sollte auf das Verhalten Eurer Rennmäuse angepasst werden. Manchmal muss man auch verschiedenes Material durchprobieren, oder einfach etwas warten, bis mit dem Nestbau angefangen wird.
Heu und Stroh wird auch oft als Nistmaterial genutzt. Diese beiden Materialien sind schon als Einstreu aufgeführt worden.
[1]: Elwood, Robert W., and Malcolm C. Ostermeyer. "Helpers (?) at the nest in the Mongolian gerbil, Meriones unguiculatus." Behaviour 91.1-3 (1984): 61-76.
Hanfmatte
Hanfmatten werden eigentlich dazu genutzt, das Gehege oder Etagen vor Urin zu schützen, oder sie bequemer zu machen. Einige Renner zerfetzen diese Matten aber auch gerne, um damit das Nest zu polstern. Sie sind in den meisten Tierbedarfsläden zu finden, aber online meist deutlich günstiger zu erwerben.
Klopapier
Klopapier wird gerne klein gefetzt und ins Nest gebracht. Je nach Rennmaus gibt man es besser in etwas kleineren Stücken, oder auch als Ganzes. Da kann rumprobieren und auch variieren. Es bietet sich auch gut für Quarantäne-becken an.
Das Klopapier sollte dabei ohne Duftstoffe sein und ist, wie hier hoffentlich jeder weiß, im Supermarkt zu finden.
Von Zewa ist abzuraten, da dieses nicht wasserlöslich ist und zu Verstopfungen führen kann.
Baumwolleinstreu
Baumwolleinstrei ist ein Nebenprodukt bei der Verarbeitung von Baumwollsamen. Es ist sehr weich und hat keine Fasern, im Gegensatz zu Hamsterwolle, und ist somit unbedenklich zu verwendet.
Zu finden ist es in den meisten Tierbedarfsläden.
Nagematerialien
Nagematerial ist für die Abnutzung der Nagezähne unserer Renner wichtig. Diese wachsen lebenslang nach, solange die Zahnwurzel intakt ist. Dementsprechend müssen sie auch lebenslang abgenutzt werden. Dies geschieht durch das Knacken von Futterkörnern, aber auch durch das Nagen.
Hier gilt wie beim Nistmaterial, dass viel rumprobiert werden muss. Nicht jeder Renner mag jedes Material und manche sind auch einfach sehr nagefaul. Abwechslung und auch mal viel genutzt Wege versperren kann da helfen.
Interessantes Nagematerial verhindert teilweise auch, dass die ein oder andere Rennmaus anfängt die Einrichtung oder das Gehege anzunagen. Ganz lässt sich das aber nie verhindern.
Auch hier bietet sich wieder Heu und Stroh an, welche aber schon unter Einstreu aufgeführt sind.
Klo-/Zewarollen
Leere Klo- und Zewarollen hat jeder zuhause und sie werden liebendgern auseinander genommen. Manchmal sogar schon innerhalb von Minuten.
Man kann die Rollen auch mit Kräutern oder Futter und Mehlkleber bekleben, oder mit Heu und Leckerchen füllen, um sie interessanter zu gestallten. Auch eine noch volle Klorolle kann mal für Abwechslung sorgen.
Pappkartons
Auch Pappkartons kommen oft direkt in den Müll. Sie können aber auch eine super Nagemöglichkeit bieten. Dabei könnt ihr dabei auch noch kreativ werden und aus den Kartons etwas Schönes fürs Auge basteln. Das ist auch für Kinder eine schöne Möglichkeit sich mit in die Rennmaushaltung einzubringen.
Diese sollten aber unbedruckt und frei von Kleberresten sein.
Äste
Gerade wenn ihr euer Gehege natürlich gestallten wollte, sind Äste eine gute Möglichkeit als Nagematerial. Welche dafür geeignet sind, findet ihr unter Geeignete Holzsorten.
Bei vielen Ästen kann man die Blätter noch als Extra dranlassen. Man kann Äste kaufen, aber auch selber sammeln. Diese sollten mit kochendem Wasser übergoßen werden, bevor sie ins Gehege kommen, um so einem Parasitenbefall vorzubeugen.
Erlebnisfutter
Auch mit Erlebnisfutter kann man das Gehege schön natürlich gestallten. Von Ähren, über Kolben bis Flachs gibt es viele Arten, die angeboten werden können. Einige können eher online gefunden werden, aber vieles gibt es auch in jedem Tierbedarfsladen.
Mit Erlebnisfutter müssen sich unsere Rennmäuse auch mal etwas anstrengen für ihr Futter. Bietet es nur nicht zu häufig an, sonst können eure Rennmäuse schnell zunehmen.
Korkröhren
Grasnest/-tunnel
Weidentunnel
Leckerlis
Kork ist die Rinde der Korkeiche und ist etwas langlebiger als z. B. Weide. Allerdings heißt das nicht, dass auch Korkröhren über Nacht weg genagt werden können. Bei den meisten Mäusen halten sie aber eine ganze Weile und werden sowohl als Versteck, als auch Nagematerial genutzt.
Zu finden sind sie in den einigen Tierbedarfsläden vor in der Terrarienabteilung.
Grasnester und -tunnel bestehen auch aus Heu, was sich als Nagematerial anbietet.
Hier müssen unsere Renner sich aber deutlich mehr anstregen, um das Heu zu bekommen, da es fest verflochten ist.
Gleichzeitig können die Gegenstände aber auch so genutzt werden, also als Tunnel oder Haus.
In den meisten Tierbedarfsläden können sie gefunden werden.
Weidentunnel bestehen aus kleinen verflochtenen Ästen und sind so super zum Zernagen. Auch diese Tunnel kann man zusätzlich zur Beschäftigung mit Heu und Leckerlis befüllen.
Auch sie sind in den meisten Tierbedarfsläden zu finden.
Ob gekauft oder selbstgemacht, als kleine Portion oder Nagestange bieten Leckerlis eine spannende Möglichkeit zum Nagen.
Ihr solltet aber darauf achten, dass diese Leckerlis keine Zuckerzusätze enthalten und sie nur sparsam anbieten, da sie meistens echte Kalorienbomben sind.
Hier sind ein paar Rezepte als Beispiele.
Sand und Erde
Badesand gehört zur artgerechten Haltung dazu, da er zur Fellpflege nötig ist. Ohne ihn fettet das Fell unserer Lieblinge immer weiter ein und stört sie bei Regulierung der Körpertemperatur. Deshalb ist hier die richtige Wahl sehr wichtig.
Aber auch mit Erde kann bei der Gestaltung des Geheges gespielt werden und so Abwechslung gebracht werden.
Sowohl bei Sand als auch bei Erde ist es wichtig, dass kein Dünger enthalten ist.
Chinchillasand
Leider gibt es keine Regu-lierung bei der Benennung von Chinchillasand in Bezug auf die Zusammensetzung. Dieser sollte aus Tonminera-lien bestehen und nicht aus Quarz. Dieser hat nämlich nicht die richtige Struktur, um ins Fell einzudringen und das Fett zu binden.
Immer wieder raten Halter von Tonmineralien-Sand ab, da dieser im Gegensatz zu Quarzsand krebserregend sei. Allerdings stimmt das nicht so ganz. Genaueres könnt Ihr hier nach lesen.
Kokosfasersubstrat
Kokosfasersubstrat eignet sich sehr gut als extra Substrat zum Buddeln für Rennmäuse.
Es wird in platzsparenden Blöcken gekauft, welche bei Wasserzugabe aufquellen und zum eigentlichen Substrat werden. Dieses sollte dann zunächst trocknen, um Schimmelbildung zu vermeiden und kann anschließend z. B. in einer Kiste angeboten werden.
Repetilienerde
Reptilienerde aus dem Zoofachhandeln kann ebenfalls wie Kokosfaser-substrat angeboten werden. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass diese Erde nicht zu sehr staubt.
Einrichtung selber bauen
Irgenwann kommt jeder Haltern an den Punkt, an dem er seinen Lieblingen etwas selbst basteln will. Das können kleine, schöne Hütten sein, Etagen, die genau ins Gehege passen, oder sogar ein ganzes Gehege. Dann stellt sich die Frage, welches Holz man verwenden möchte.
Welches Holz ist geeignet zum Annagen, welches ist stabil genug, um den Zähnen der Renner standzuhalten? Welchen Leim kann ich benutzen und welchen Lack zum Versiegeln? Hier zeige ich, mit welchen Materialien ich bisher gearbeitet habe. Es gibt aber noch weiteres Material, das verwendet werden kann.
Generell sollte Nadelholz vermieden werden, da der Harz und die enthaltenen ätherischen Öle in nicht vollständig getrockneten Holz die Schleimhäute reizen können. Auch Beschichtungen sollten vermieden werden. Die Inhaltsstoffe könnten ungesund sein. Genauso sollte nach Möglichkeit mit geringem Leimanteil gearbeitet werden. Generell gilt bei Beschichtungen und Leim aber, dass nicht generell darauf verzichtet werden muss, wenn sie der DIN EN 71.3 Norm entsprechen, also für Kinderspielzeug geeignet sind.
Buchenholz
Das Holz der Buche ist gut für die Verwendung im Renn-mausheim geeignet. Da Buchenholz recht hart ist, bietet es sich für die Außen-seiten eines Eigenbaus und für Beine für Etagen an. Durch die Härte, wird es nicht so schnell wie anderes Holz zernagt.
Buche gehört aber auch zu den teureren Holzsorten.
Epoxidharz
Im Gegensatz zu Sabberlack versiegelt Epoxidharz zuverlässig Flächen vor Urin. Er kann bei Holzgehegen dazu verwendet werden, den Boden zu versiegeln.
Achtung: Epoxidharz muss im richtigen Verhältnis angerührt werden, da er sonst nicht aushärtet! Im flüssigen Zustand ist er gesundheitsschädigend und sollte nicht in geschlossenen Räumen verarbeitet werden.
Pappelsperrholz
Pappelsperrholz ist eine günstige Möglichkeit Holz für Etagen und andere Bastelarbeiten zu bekommen. Dieses ist in der Regel relativ dünn und weich, somit ist es leicht zu verarbeiten, aber auch schnell von den Rennmäusen zernagt.
Acrylfarben
Auch viele Acrylfarben entsprechen der DIN EN 71.3 Norm und können somit im Rennmausheim verwendet werden. Mit ihnen kann man Einrichtung verzieren. Um sie vor Urin zu schützen, sollten sie aber mit Sabberlack versiegelt werden, wobei sie ihre Farbe ändern können. Daher sollte man dies vorher testen.
Holzleim
Lösemittelfreier Holzleim kann für Bastelarbeiten verwendet werden. Dennoch sollte er sparsam verwendet werden, um zu verhindern, dass er in großen Mengen beim Nagen aufgenommen wird.
Sabberlack
Sabberlack oder Spielzeuglack wird dafür verwendet Ebenen vor Urin zu versiegeln. Genauso kann er im Laufrad genutzt werden. Allerdings muss er in mehreren Lagen aufgetragen werden und hält auch nur eine gewisse Menge Urin ab.
Im Baumarkt gibt es ihn in verschiedenen Farben, wodurch man seinem Gehege auch optisch aufwerten kann.