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Wie erkenne ich eine seriöse Rennmauszucht?

Warum sind seriöse Züchter wichtig?

Eine Rennmaus mit verkrümmter Wirbelsäule.

Innerhalb Deutschlands ist der Begriff Züchter nicht geschützt, was bedeutet, dass sich jeder so nennen darf. Egal wie viele Tiere er produziert, egal wie viel Ahnung er von den Tieren hat. Eine Zucht für Kleinnager muss außerdem nicht einmal gemeldet werden, insofern sie nicht regelmäßig und ohne Gewinn stattfindet[1]. Damit hat im Bereich der Rennmauszucht das Wort "Züchter" keinen Wert bzw. keine Bedeutung.

Unter den Züchtern befinden sich viele Leute, die ihre Tiere nicht auf genügend Platz halten, keine kontrollierten Kreuzungen durchführen, nicht mal Ahnung von den genetischen Grundlagen einer Zucht haben und nur auf das Aussehen züchten. Dazu kommen dann zu frühe Abgaben, falsch bestimmte Geschlechter und daraus folgende Unfallwürfe, sowie mangelhafte Beratung.
Die Folgen für die Mäuse können aber weitaus schlimmer aussehen: Gestörtes Sozialverhalten, Muttertiere die ihre Würfe verstoßen, verkrümmte Wirbelsäulen, Anfälligkeiten für Krebserkrankungen, geschwächte Immunsysteme, Epilepsie und Verdaungsysteme, die nicht für feste Nahrung geeignet sind, wodurch die Jungtiere bei dem Umstieg auf feste Nahrung qualvoll versterben[2]. Das ist aber nicht nur für die Mäuse schlecht, sondern auch für uns. Wir wollen gesunde Tiere, mit denen wir lange Freude haben und keinen Stress, dass wir ständig zum Tierarzt rennen, den Verlust der Tiere erleiden und wieder vergesellschaften müssen.

Darum ist es so wichtig auf eine seriöse Zucht zu achten, die ihre Zuchttiere mit Würde behandelt und auf die Gesundheit der Tiere achtet. An zweiter Stelle darf natürlich auch das Aussehen stehen und eine Zucht darf und soll auch stolz auf ihre wunderschönen, gesunden Silberagouti-Schecken sein und darf genauso Fehler machen wie wir Halter. Sie sollte nur auch so daraus lernen wie wir.

 

[1]: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Tiergesundheit/Tierschutz/Heimtiere/Zucht-von-Heimtieren.html).

[2]: Diskussionen und Austausch zu solchen erblichen Erkrankungen gibt es sehr viele auf www.rennmaus.de, hier nur ein Beispiel von vielen: https://www.rennmaus.de/community/thema/95916-warnung-vor-neuer-scheckungsmutation/?pageNo=1

Was sind Vermehrer?

Als Vermehrer werden Personen bezeichnet, die nicht züchten, sondern einfach vermehren. Die Tiere werden nicht gezielt gekreuzt, sondern z. B. dauerhaft im Familienverband gehalten, wo sie sich eigenständig vermehren. Bei diesem Vermehren wird nicht auf die Gesundheit des Nachwuchses, oder der Elterntiere geachtet. Stattdessen gibt es so trotz Verluste mehr Nachwuchs und damit auch mehr Gewinn. Der Gewinn wird oft noch durch schlechte Haltung und fehlende, medizinsiche Versorgung, wie regelmäßig Kotuntersuchungen, gesteigert.
Zusammenfassend: Der Gewinn wird über das Wohl der Tiere gestellt.

Aber Vermehrer und seriöse Züchter kann man nicht in schwarz und weiß unterteilen. Die Übergänge sind fließend. So gibt es z. B. Vermehrer, die ihre Tiere artgerecht halten, aber nur nach Aussehen verpaaren, was sehr gefährlich für den Nachwuchs sein kann. Ein Beispiel dafür ist das Weißpfotegen, welches mischerbig Weißpfoten oder besondere Schecken hervorbringt, aber reinerbig den Nachwuchs in frühster Kindheit qualvoll verenden lässt[1]. Ein gegenteiliges Beispiel wäre ein verantwortungsvoller Züchter mit gesunden und gut versorgten Tieren, der aber keine regelmäßigen Kotprobenuntersuchungen macht, sondern nur bei Symptomen. Eventuell möchtet Ihr dort keine Tiere kaufen, aber das macht den Züchter nicht gleich zum Vermehrer.

Bitte achtet bei dieser Thematik auch sehr gut darauf, was Ihr wem gegenüber sagt. Ein Ruf ist sehr schnell ruiniert und nur sehr schwer wieder aufzubauen und die Zuchtscene ist voller Gerüchte, an denen mal mehr und mal weniger dran ist.

[1]: https://www.clanofwilddreams.de/scheckungsgenehttps://www.rennmaus.de/community/thema/95916-warnung-vor-neuer-scheckungsmutation/?pageNo=1

Rennmaus, Jungtier, fehlende Pfote, Mutter hat Jungtiere angegriffen
Rennmaus, Jungtier, fehlender Schwanz, Mutter hat Jungtiere angegriffen

Jungtiere mit fehlenden Gliedmaßen, die von ihrer Mutter attackiert wurden.

Seriöse Rennmauszüchter erkennen

Um es Euch einfacher zu machen, Vermehrer und seriöse Zucht zu unterscheiden, zeige ich Euch hier meine Kriterien für seriöse Züchter. Die Fragen, die ich an eine imaginäre Zucht stelle, könntet Ihr so auch an Euren Züchter stellen. Zu den Fragen gebe ich die Antworten, die ich erwarte. Diese können natürlich auch etwas abweichen. In rot sind aber Aussagen aufgelistet, die meiner Meinung nach ein klares No-Go sind.

 

Wie leben die Zuchttiere? Gibt es Bilder, oder könnte ich die Zucht bei Abholung besichtigen?

- Die Gehege haben Mindestmaß (100 x 50 x 50 cm + Aufsatz oder größer)

- In Paaren oder im Familienverband für die Zucht

- Generell sollten die Rennmäuse artgerecht leben (mehr Infos dazu hier), die Einstreu darf zur Wurfkontrolle etwas niedriger sein

- Der Züchter möchte keine Auskunft gebe und keine Bilder zeigen

 

In welchem Alter werden Jungtiere abgegeben?

- 8 Wochen einzeln zur Vergesellschaftung mit einem Adult-Tier

- 10 (besser 12) Wochen als Paar

- Abgaben unter diesem Alter sind ein No-Go (warum ich so denke, könnt ihr hier nachlesen)

 

In welchen Gruppengrößen werden die Tiere abgegeben?

- Gleichgeschlechtliche Paare

- Euch wird eine Gruppe aufgedrängt

- Paare für einen einmaligen Wurf sind möglich

 

Was ist das Mindestmaß für die Vermittlung?

- 100 x 50 x 50 cm + Aufsatz oder größer

- Das neue Zuhause wird nicht kontrolliert

 

Gibt es einen Schutzvertrag?

- Ja

- Ein Schutzvertrag ist meiner Meinung nach aber kein Muss, sondern nur eine gute Hilfestellung, um die Zucht einzuschätzen

 

Nach wie vielen Würfen wird eine Zuchtpause für die Weibchen eingelegt, wenn sie sie nicht von alleine einlegen?

- Nach spätestens 3 Würfen

 

Hat jedes Tier der Zucht einen Stammbaum?

- Ja, Zuchtlinien, die Erbkrankheiten aufweisen, werden eingestellt

- Nein (auch eine neue Zucht, sollte Tiere mit Stammbaum haben, welche dann für von einer bestehenden Zucht stammen)

 

Was ist dein Zuchtziel?

- Gesunde, gut sozialisierte Rennmäuse mit einem bestimmten Körpermerkmal (z. B. Körperbau ähnlich den wilden Rennmäusen, oder eine bestimmte Farbrichtung)

- Schöne Schecken (Schwierig wird es, wenn NUR die Färbung das Zuchtziel ist)

Abschlussworte

Seriöse Züchter sind für den Fortbestand der Rennmäuse als Haustierart enorm wichtig. Wenn es niemanden gibt, der für gesunden, gut sozialisierten Nachwuchs sorgt, dann wird die Haltung auf Dauer immer schwieriger. Achtet bei der Wahl Eures Züchters also bitte darauf, dass es sich um jemanden handelt, der diese Zuchtziele vertritt. Dabei gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!
 

Schaut bitte auch noch hier vorbei. Dort sind noch weitere Möglichkeiten aufgezählt, Rennmäuse zu adoptieren. Es suchen auch sehr viele Adult-Tiere ein neues Zuhause und eine zweite Chance auf ein glückliches und artgerechtes Leben! Es muss nicht immer ein Jungtier sein!

Zeichnung Rennmaus
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